Bisexualität – mehr Freiheit, mehr Lust, mehr Liebe? Oder Verzicht und Verlust zugunsten der gesellschaftlichen Norm?

 

Bisexualität – Chance oder Herausforderung, Fluch oder Segen?

Wir leben in einer heteronormativen und monosexuellen Welt, in der die meisten Menschen entweder heterosexuell, oder aber, was in vielen gesellschaftlichen Kreisen leider immer noch nicht voll akzeptiert und gerne gesehen wird, etwa 10% der Bevölkerung, homosexuell sind. Was ist aber, wenn jemand über sich sagt, dass er oder sie sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt? Was bedeutet das für uns anderen? Verstehen wir das? Bringen wir Verständnis dafür auf? Oder werden wir neidisch? Bricht unser Weltbild zusammen?

Warum haben so viele Menschen, sowohl hetero- als auch homosexuelle, genaugenommen ein Problem damit? Ist es etwa die Angst vor mehr Freiheit, mehr Lust und mehr Liebe, die sich Bisexuelle trauen auszuleben, wir uns aber nicht?

Bisexualität – Begriffserklärung

Bisexualität ist eine sexuelle Orientierung, bei der sich die betreffenden Menschen zu beiden Geschlechtern emotional und sexuell hingezogen fühlen. Das Wort kommt von Ambisexualität[1] oder ambisexuell und besagt, dass die bisexuellen Menschen eine ambivalente Sexualität haben: Sie sind gleichermaßen homo- wie heterosexuell beziehungsweise weder noch.

Zusammen mit der Pansexualität zählt die Bisexualität zu den nicht monosexuellen Orientierungen.

Als Kurzform verwendet man das Adjektiv bi, das aus dem Lateinischen kommt und zwei heißt.

Bisexualität – Begriffswandel und eine kurze Historie

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnete man Menschen als bisexuell, die zwei Geschlechtsmerkmale aufwiesen. Heute würde man diese Menschen als Hermaphroditen (Zwittertum) oder intersexuell bezeichnen.

1915 stellte der Psychoanalytiker Sigmund Freud die These auf, dass der Mensch ursprünglich bisexuell sei, also beide Anteile, den homo- wie den heterosexuellen, in sich trage. Normalerweise setze sich laut dieser Theorie ein binäres Geschlechtsmerkmal durch, während das andere rudimentär vorhanden bleibe.

Diese These und das Motiv der konstitutionellen Bisexualität[2] lässt sich allerdings bis in die Antike zurückverfolgen: Demzufolge lässt Platon Symposion einen Mythos erzählen, laut dem es einst Kugelmenschen gab, von denen einige, die sogenannten Androgynoi, zur Hälfte männlich und zur Hälfte weiblich, waren. Die Götter beschlossen die Kugelmenschen in zwei Teile zu teilen, was zur Entstehung der heutigen Menschen geführt habe. Nun sei jeder Mensch bestrebt, seine andere, verlorene Hälfte zu finden.

Bisexualität – gesellschaftliche Akzeptanz in der Vergangenheit sowie in anderen Kulturen

Kaum zu glauben, aber in der griechisch-römischen Antike und auch in der islamischen Welt, empfand und betrachtete man die sexuelle Anziehung zu beiden Geschlechtern als normal. Die ausschließliche Fixierung auf ein einziges Geschlecht war eher die Ausnahme und wurde selten thematisiert. Wenn sie jedoch thematisiert wurde, wie beispielsweise in Pseudo-Lukians Die Arten zu lieben, machte man sich sowohl über die Effeminiertheit der heterosexuellen Männer lustig, da ihr Interesse ausschließlich Frauen galt, als auch über homosexuelle Männer, die einen rein männlichen Haushalt führten. Man bezeichnete sie als Kauze.

Selbst viele islamische Geistliche anerkannten die erotische Anziehung zu beiden Geschlechtern, obgleich dies als schwere Sünde in ihrer Religion galt.

Bisexualität im Tierreich

So wie man im Tierreich Beispiele für hetero- als auch für homosexuelles Verhalten findet, so findet man auch Beispiele für Bisexualität: Beispielsweise sind die Bonobos eine vollständig bisexuelle Tierart, die vor allem durch ihren unverkennbaren Lesbianismus auffällt.

Fazit:

Es ist schwer verständlich, warum man Menschen, die eine bisexuelle Neigung haben oder bisexuell sind, nicht die gleiche Freiheit einräumt und ihnen nicht mit der gleichen Akzeptanz wie hetero- oder homosexuellen Menschen begegnet. Was denkt man, was man zu verlieren hat?

Oder ist es die eigene, bisexuelle Neigung oder Erotik, die man versucht zu verdrängen, und somit andere Menschen, die diese Tendenz und Leidenschaft offen und selbstbewusst zur Schau stellen und ausleben, beneidet?

Viele hetero- und homosexuelle Menschen befürchten, bisexuelle Menschen brauchen ständig, gleichzeitig oder in regelmäßigen Abständen beide Geschlechter, um glücklich und befriedigt zu werden. Dies stimmt allerdings so nicht: Es gibt durchaus bisexuell ausgerichtete Menschen, die ein Leben lang nur mit einem Mann oder einer Frau zusammenleben, bzw. das andere Geschlecht nicht vermissen, wenn sie in einer glücklichen und erfüllenden Beziehung leben, da sie sich nach eigenen Angaben in den Menschen und nicht in das Geschlecht verlieben. Aus dem Grund wäre es falsch, töricht und unnötig, anzunehmen, wenn man mit einer bisexuellen Person zusammenkomme, bedeute dies entweder eine polygame oder eine zeitlich begrenzte Liebesbeziehung. Natürlich kann dies unter Umständen der Fall sein, hätte dann aber nicht zwangsläufig etwas mit der Bisexualität, sondern vielmehr mit der sexuellen Lust und Neugier des Partners oder der Partnerin – unabhängig von seiner oder ihrer Bisexualität – zu tun. Es gibt auch hetero- und homosexuelle Menschen, die sexuell experimentierfreudig sind und nach einer Weile wegen eines anderen Sexpartners die/den Partner/in verlassen oder sich nach einer polygamen Liebesbeziehung sehnen.

Seid also mutig, euch auch in bisexuelle Menschen zu verlieben, denn sie werden euch weder etwas wegnehmen noch eure Lust mindern. Vielmehr werden sie euch zeigen, was es heißt, seine Liebe und Lust ohne Tabus, ohne Grenzen und ohne Kompromisse auszuleben. Und sie werden zugunsten der monosexuell ausgerichteten Gesellschaft nicht mehr auf ihre volle Sexualität verzichten müssen. Auch ihr könnt von der Vielfalt profitieren, wenn ihr wollt. Ansonsten habt ihr einen Partner, eine Partnerin, den oder die ihr euch traut zu lieben, unabhängig von der sexuellen Orientierung.

 

https://indayi.de/?s=Homosexualit%C3%A4t

https://indayi.de/?s=Sexualit%C3%A4t

https://indayi.de/spruch-des-tages-05-august-19-energie-gewinnung-durch-sexualitaet/

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[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bisexualit%C3%A4t

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Konstitutionelle_Bisexualit%C3%A4t

[ssba]